Ich habe immer danach verlangt, eine Heilige zu werden; aber ach! Wenn ich mich mit den Heiligen verglich, stellte ich stets fest, dass zwischen ihnen und mir derselbe Unterschied besteht wie zwischen einem Berg, dessen Gipfel sich in den Himmel verliert, und dem unscheinbaren Sandkorn.
… statt zu verzagen, sagte ich mir: Der liebe Gott flößt mir keine unerfüllbaren Wünsche ein,
ich darf also trotz meiner Kleinheit nach der Heiligkeit streben; mich größer machen ist unmöglich; ich muss mich ertragen, wie ich bin, mit all meinen Unvollkommenheiten, aber ich will das Mittel suchen, in den Himmel zu kommen, auf einem kleinen Weg, einem recht geraden, recht kurzen, einem ganz neuen kleinen Weg.
Wir leben in einem Jahrhundert der Erfindungen, man nimmt sich die Mühe nicht mehr, die Stufen einer Treppe emporzusteigen, bei den Reichen ersetzt ein Fahrstuhl die Treppe … Auch ich möchte einen Aufzug finden, der mich zu Jesus emporhebt, denn ich bin zu klein, um die beschwerliche Treppe der Vollkommenheit hinaufzusteigen. Ich suchte daher in den heiligen Büchern nach einem Hinweis auf den Fahrstuhl … und stieß auf die Worte: „Ist jemand ganz klein, so komme er zu mir“ (Sprüche 9,4).
Ich setzte meine Erkundigungen fort … und fand: „Wie eine Mutter ihr Kind liebkost, so will ich euch trösten; an meiner Brust will ich euch tragen und auf meinen Knien wiegen!“
(Jesaja 66, 13.12) Ach, niemals sind zartere, lieblichere Worte erfreuend an meine Seele gedrungen; der Fahrstuhl, der mich bis zum Himmel emporheben soll, deine Arme sind es, o Jesus. Dazu brauche ich nicht zu wachsen, im Gegenteil, ich muss klein bleiben, ja mehr und mehr es werden.
O mein Gott, du hast meine Erwartung übertroffen, und ich will deine Erbarmungen besingen.